Samara Blue - My Way of Art
Digital Art I Motivation I Inspiration I Kreative Fotografie & Dokumentation I Street Art I Lost Place
street art - Alina Orav/Estland
Versteckt, verborgen, nicht sichtbar. Ein kleines Bild an der St. Antonstr. Leicht zu übersehen. Aber sehr interessant, wenn man etwas über seine Bedeutung hört. Künstler Infos (...)
Anmerkung: Alinas Bild war für mich etwas speziell. An der St. Anton Straße gelegen war es die ganz Zeit von einem Gerüst durch das Firmenschild komplett verdeckt. Deshalb bin ich erst im Laufe der Woche darauf aufmerksam geworden. Zu sehen war für mich nur intensive rote Farbe und ich konnte nicht wirklich etwas erkennen.. Allen Versuchen zum Trotz konnte ich auch keine vernünftigen Fotos vom "Making Off" mit nehmen.
Im Anschluss an diese Aktion war Alina so freundlich, mir detaillierte Informationen zu ihrem Bild einschließlich einiger Foto zu Verfügung zu stellen. Für mich waren das aufschlussreiche Gespräche mit Alina Orav, die mit Englisch, Estonian, Italian und Russian bemerkenswert vielsprachig ist. Wir haben uns dann auf Englisch geeinigt. Ich habe mit entschlossen, die Unterhaltung 1:1 hier abzubilden, in der Hoffnung, dass sich so die Aussagen von Alina zu ihrem Kunstwerk am besten erschließen. Das ein oder andere werde ich in der Bilderserie noch einmal vertiefen auch wenn dadurch der Bericht etwas umfangreicher wird. Das hat sich dieses eigentlich kleine Kunstwerk verdient!
Besonders an Herz möchte ich die Homepage der legen. Sie dokumentiert die ausgesprochene Vielseitigkeit der noch so jungen Künstlerin, die sich nicht nur mit Street Art beschäftigt.
Der Titel des Bild stammt von der Künstlerin selbst.
Ein ganz großes Dankeschön an Alina für ihre Unterstützung. Ich werte das als Wertschätzung für meine Projekte :-).
* * *
Alina Orev zu ihrem Bild
Alina 05.08.2021: Wie Sie auf dem letzten Foto sehen - der schwarze Rahmen oder Rand ist Teil der Arbeit. Auch die Fenster des Obergeschosses setzen den schwarzen Rahmen fort... Es gibt Portale in anderen Portalen, die in der Architektur des Gebäudes dargestellt sind.
Alina 05.08.21: Es gibt auch einen genauen Standpunkt, von dem aus ich meine Arbeit fotografieren kann. Es liegt auf der anderen Straßenseite, von den weißen Fußspuren. Sie können auch heranzoomen (je nach Kamera). Aber auch der wichtige Teil der Arbeit liegt über dem Gemälde. Da spiele ich mit der Architektur des bestehenden Gebäudes.
Alina 10.08.21: Ich bewundere die geometrische Architektur des Seidenweberhauses. Die Linie, wo die Architektur endet und meine Malerei beginnt, wird optisch verschmolzen. Das Gemälde setzt die Architektur fort. Die Form des Gebäudes aus der Vogelperspektive erinnert an eine Stufenpyramide, die viel historischen Kontext hinzufügt. In Anlehnung an diese Idee habe ich Portale innerhalb von Portalen auf den Oberflächen der Struktur dargestellt. Das gemalte Bild kann als Gegenform der Stufenpyramide wahrgenommen werden. Nach Carl Gustav Jung können Häuser in Träumen die Psyche der Person repräsentieren, die sie wahrnimmt. In diesem Sinne haben wir das innere Kind erreicht - das Herz des Gebäudes - zerbrechlich, immateriell, fast verblassend in der Wand seines schweren, robusten, physischen, schützenden Betontempels.
* * *
Fragen an Alina 10.08.21 als Ergänzung zu ihren Ausführungen
Frage: Hast du einen Titel für dein Bild oder habe ich das irgendwo übersehen? ;-)
Ja. Der Titel lautet " Reduplikation des Eingangs". Ich interpretiere den Titel so, dass Alina ihr Gemälde sozusagen in die Struktur der Fassade des Gebäude eingepasst hat und so einen neuen, einen zusätzlichen Eingang geschaffen hat.
Frage: Eine bemerkenswert sensible und eingehende Erklärung Deines Bildes. Das muss ich mir beim Bearbeiten noch ein paar Mal vor Augen führen. Spannend fand ich auch, dass dein Bild das einzige war, das erst richtig zu sehen war, nachdem das Gerüst entfernt wurde. Meinem Gefühl nach hast du dich beim Malen versteckt, bis alles fertig war. Ich glaube nicht, dass das mit Absicht war, oder?
Alina: Ja, die Gerüstsituation war gegeben. Es war nicht geplant. Ich selbst habe die Arbeit auch zum ersten Mal von den Fotos gesehen, als die Gerüste abgebaut wurden. Deshalb würde ich mich auch sehr über Fotos der Arbeit freuen.
Frage: Kannst du mir auch etwas dazu sagen, was das Baby in der Hand hält? und was bedeutet die rote Kugel ein wenig links abseits?
Alina: "Das Baby hält eine kleine blaue Kugel in seiner Hand. Wenn ein Tunnel eine Leere ist, dann ist eine Kugel ein rundes Objekt, dem je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen gegeben werden können.
Die rote Kugel wird durch den Handlauf der Treppe in Bewegung versetzt. Die rote Kugel ist ähnlich wie das Kind rot bemalt. Daher könnten sie verwandt sein. Sie erzeugen auch eine horizontale Bewegung in der Komposition des Gemäldes. Die Kugel, die das Kind in der Hand hält, hat eine ähnliche Farbe wie die vertikalen Hohlräume. Daher können auch sie verwandt sein oder einen ähnlichen Ursprung haben.
Die blauen Teile des Gemäldes (einschließlich der blauen Kugel) erzeugen eine vertikale Bewegung in der Komposition. Die Kugel könnte aufgrund ihres dampfförmigen Heiligenscheins auch als in der Luft schwebend interpretiert werden."
Frage: Ich habe gehört, dass du vor kurzem Mutter geworden bist :-). hat das vielleicht etwas mit der Wahl deines Motives zu tun?
Alina: "Die Mutterschaftserfahrung hat mich definitiv bei der Entscheidung, das Kind zu malen, beeinflusst."
Noch etwas zum Kind: Wenn das Gebäude ein Traumhaus ist, dann ist das Baby ein Fragment davon. Es ist ein Symbol für Neuanfang, Geburt neuer Ideen und verweist auch auf zukünftige menschliche Generationen. Währenddessen im Kontext einer menschlichen Psyche – es könnte eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung sein – zurück in unsere Kindheit, die Begegnung mit unserem eigenen inneren Kind. Wenn das Gebäude jedoch abgerissen wird, wird das Baby das unvermeidliche Vergehen der Zeit symbolisieren - das Erwachsenwerden. Auch das Löschen von Erinnerungen."
Quelle: Alina Orac persönlich
Künstlerinformation Alina Orav
Alina Orav geboren 1989 ist eine estländische visuelle Künstlerin.
Sie ist Mitglied der Estländischen Künstler und Kunstmaler Assoziation. Sie erhielt Ihren Masterabschluss 2017 an der Estländischen Kunstakademie. Sie hat zusätzlich an Universitäten in Florenz und Vancouver studiert und praktizierte in London 2013 und Amsterdam 2015 anamorphe Illusionskunst. Außerdem machte sie ein Praktikum in Animation (2018) in Volda.
Seit 16 Jahren hat sie Ihre werke national und international bei verschiedene Soloausstellungen präsentiert.
Außerdem zeigte sie Ihre Kunst bei Gruppenpräsentationen und Streetart Festivals in Estland, Deutschland, Dänemark, Niederlande, Italien, Finnland, Russland, Lettland, Island, Kanada, Japan und den USA.
Alina Orav war auch Kuratorin verschiedener Gruppenausstellungen in Finnland und Kanada.
2017 erhielt Alina ein Stipendium für die Entwicklung des Polyview image - eine Malerei, die aus verschiedenen bestimmten Perspektiven betrachtet und interpretiert werden kann und jedes Mal eine andere individuelle Komposition zeigt.
2018 präsentierte sie ihre Erfindung bei einem Weltkongress der internationalen Föderation für Theaterwissenschaften in Belgrad. Noch im selben Jahr präsentierte sie ihre erste mehrperspektivische Animation bei der Tallinn Art Week.
Alinas Arbeiten sind zu finden in privaten Kollektionen in Estland, Finnland, Schweden, Deutschland, Italien, England, Island, Russland und in den USA.
Quelle: offizielle Information der Stadt Krefeld
Den Zeitungsartikel findest du hier: (...)
Dieser Bericht hat dir gefallen? Gerne hinterlasse einen Kommentar :-).
SamaraBlue - MyWayOfAt/lady-sahmra-photo@gmx.de