Samara Blue - My Way of Art
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Magische Orte - nicht nur in Krefeld
Auch Museen, Denkmäler und andere interessante Orte bieten die Möglichkeit, Vergangenes oder Historisches zu erforschen, der Geschichte auf der Spur zu bleiben und verstaubte Schönheiten aufzuspüren. Manchmal werde ich auch gebeten, besondere Orte zu fotografieren und zu dokumentieren. Gerne teile ich diese anschaulichen Fotoreihen, wenn ich die Erlaubnis dazu erhalte. Auf diese Art und Weise erfahre ich historisch Interessantes aus 1. Hand und bekomme Zugang zu Orten, die der allgemeinen Öffentlichkeit im Normalfall nicht zugängig sind.
Ein Blick hinter die Kulissen - Dorthin wo Frau normalerweise keinen Zugang hat
Bitte zu Anschauen und Lesen auf das Bild klicken.
Der Puppenbrunnen in Krefeld befindet sich am Südwall 30-32, 47798 Krefeld. Man erreicht ihn als Fußgänger vom Hansa Zentrum aus die Fußgängerzone in Richtung Kaufhof gehend. Dort wo die Fußgängerzone, Neusserstraße, den Südwall kreuzt, steht der Puppenbrunnen. (...)
Der Puppenbrunnen ist ein moderner Kunstbrunnen, der mit sechs auf unterschiedliche Weise beweglichen Figuren, die alle eine Beziehung zu Krefeld haben, bestückt ist. Im Sommer, wenn das Wasser munter plätschert, ist hier für Kinder eine gute Gelegenheit, ihre Begleitungen mal eine Weile ausruhen zu lassen. Je nach Experimentierfreudigkeit der Kids kann durchaus eine recht feucht fröhliche Angelegenheit werden.
Lange Zeit konnte ich bei meinen Recherchen keinen direkten Beweis finden, dass dieser wunderschöne Brunnen eine Arbeit von Bonifatius Stirnberg ist, der einen ganz ähnlichen Brunnen zeitnah in Aachen erschaffen hat.
Nun freue ich mich umso mehr, dass es mir gelungen ist, einen Schüler des Künstlers ausfindig zu machen, der mit Herrn Bonifatius Stirnberg noch in Kontakt steht. So konnte ich mit seiner Hilfe, mit Unterstützung seitens der Familie und den mir bereits vorliegenden Informationen die vollständige Geschichte des Puppenbrunnens in Krefeld zu Papier bringen.
Ok, dem Internet anvertrauen ;-)-
So folget mir nun zusammen mit dem Ausnahmekünstler Bonifatius Stirnberg auf eine Reise durch die Jahrhunderte nicht nur in Sachen Mode ...
Der PUPPENBRUNNEN I KREFELD – Mode durch die Jahrhunderte
Von Samara Blue/Kerstin Ellingenhoven, Krefeld. 02.05.2024
Der Puppenbrunnen in Krefeld ist ein Pendant des Brunnens in Aachen und befindet sich am Südwall 30-32, 47798 Krefeld. Als Fußgänger erreicht man ihn vom Hansa-Center aus, indem man entlang der Fußgängerzone in Richtung des ehemaligen Kaufhofes geht. Der Puppenbrunnen befindet sich dort, wo die Fußgängerzone Neusserstraße den Südwall kreuzt, etwas nach rechts versetzt. Es handelt sich um einen modernen Brunnen aus Bronze, der mit sechs beweglichen Figuren bestückt ist, die rund um einen rechteckigen Quader angeordnet sind. Dieser ist etwas größer als die liebevoll und detailgetreu ausgebildeten Figuren. Figuren und Quader befinden sich auf einer runden, etwas erhöhten Plattform aus einer Art Beton, sodass die Betrachter gut mit den Figuren interagieren können. Das Wasser läuft in einer ebenfalls runden Vertiefung unter dem Brunnen ab, was dem interagierenden Besucher halbwegs trockenes Schuhwerk garantiert. Seitlich an der Plattform ist offensichtlich auch in Beton gegossen der Name der stiftenden Firma, Derichs & Konertz, sowie die Jahreszahlen 1926 und 1976 angebracht. Man geht davon aus, dass 1926 das Jahr der Zusammenführung der beiden Firmen ist. 1976 erinnert an das Jahr der Erbauung des Brunnens. Hat man diesen Brunnen einmal neugierig umrundet und die unterschiedlichen, historischen Figuren in Augenschein genommen, stellt man sich vielleicht die Frage, wer da aus welchem Grunde wohl verewigt wurde. Da auch mich dies sehr interessiert hat, habe ich mich auf eine kleine historische Recherche begeben. Begonnen im Internet, das nicht wirklich informativ zu genau diesem Brunnen war, bin ich auf den Puppenbrunnen in Aachen aufmerksam geworden. Da dieser dem in Krefeld in seiner Art sehr ähnlich ist, war anzunehmen, dass es sich um denselben Künstler, Bonifatius Stirnberg, handeln musste. Eine Bestätigung hierfür fand ich jedoch nicht. Aber ich bin auf eine Galerie gestoßen, die die Interessen des Künstlers Bonifatius Stirnberg, den Erbauer des Aachener Puppenbrunnens, vertritt. Direkten Kontakt konnte ich zu einem ehemaligen Schüler des Künstlers aufnehmen und in Telefongesprächen einiges zu diesem bemerkenswerten Künstler und Handwerker erfahren. Er bestätigte mir Herrn Bonifatius als Künstler auch für den Puppenbrunnen in Krefeld, was mich schon ein ganzes Stück weiter brachte, und ließ mir ein Buch des Künstlers zukommen. Ein faszinierendes Buch der Brunnen ... SPIELEN I VERÄNDERN I BEGREIFEN... Mit diesen interaktiven Verben beginnt der Bildband "Plastiken für die Stadt" des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg. Um ein tieferes Verständnis für diesen wunderschönen Brunnen und seine Bedeutung zu erlangen, möchte ich mich etwas ausführlicher mit dem faszinierenden Künstler und Handwerker Bonifatius Stirnberg, beginnend mit seiner Vita befassen: *Geboren am 20.02.1933 wurde er in Freienohl/Sauerland (Meschede). *Nur 15 Jahre später im Jahre 1948 begann er eine Holzbildhauer-Lehre, die er 1951 mit der Gesellenprüfung erfolgreich beendete. *Die im selben Jahr anschließende Tischlerlehre schloss er 1953 ebenfalls mit der Gesellenprüfung ab. *1957 bestand er in Köln seine Meisterprüfung als Holzbildhauer. In der Zeit von 1953 bis 1959 studierte er an der Werkkunde Schule Aachen Raumgestaltung und Bildhauerei. *Schon vor Beendigung seines Studiums war er ab 1958 frei schaffend tätig. *In den Jahren 1962 bis 1966 erweiterte er sein Repertoire und seine gestalterischen Fähigkeiten mit einem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, das in der Abteilung Bildhauerei bei Herrn Prof. Josef Beuys stattfand. *Seit 1973 arbeitet er in seinem eigenen Atelier in Aachen, das auch eine separate, gut ausgestattete Bronzegießerei umfasst. Alle seine Kunstwerke werden von der ersten Idee an bis zum letzten Schliff in eben diesem Atelier gefertigt. Auch aktuell im hohen Alten von über 90 Jahren, ist er jeden Tag in seiner Werkstatt in Aachen anzutreffen. Stirnberg hat sich offenbar viel mit dem Wesen der Städte/seiner Stadt beschäftigt. Häuser, Gebäudefassaden, Plätze, Sehenswürdigkeiten, Grünanlagen u.v.m. gehören zu den Teilen einer Stadt, die allen Bürgern und Besuchern zugänglich sind und die man letztendlich auch auf entsprechenden Postkarten wiederfinden kann. Doch auf diesen Karten wird oft eine mithilfe von Weitwinkelobjektiven und extremer Fotobearbeitung geschönte Ansicht präsentiert. Hierzu hat Bonifatius Stirnberg offensichtlich eine divergente Ansicht, die sich in vielfältiger Weise in seiner Kunst widerspiegelt. Denn so eine Stadt repräsentiert sich durch mehr als derartige Schönwetteransichten. Jede Stadt hat eine ganz eigene Geschichte, angefangen bei ihrem Namen, der sich durch die Jahrhunderte immer wieder verändert hat, genau wie ihr äußeres Erscheinungsbild. Nach diesem beurteilen wir oft die Bedeutung einer Stadt. Geht es dieser gut, wird aufwändig gebaut und die Stadt blüht auf. Zeitzeugen dieser guten Zeiten kann man jederzeit an Gebäuden und Sehenswürdigkeiten wieder finden. Zeitzeugen der schlechten Zeiten hingegen sind oft nicht öffentlich zu sehen, sondern nur an dafür besonderen Stellen (auf)bewahrt. Man muss sie explizit (auf)suchen, wenn man sich für diese Themen interessiert. Ähnlich ist es mit modernen Kunstwerken. Auch diese findet man oft versteckt/verfrachtet in diverse Museen, für deren Besuch man oft nicht wenig Eintritt bezahlen muss. Wer sich damit nicht auseinandersetzen möchte, begibt sich einfach nicht in ihre Nähe. Tritt diese moderne Kunst dann mal unvermittelt auch nach außen auf, z.B. an Wänden von Gebäuden, Mauern oder Brücken, trifft sie oft auf Unverständnis. Dabei könnte auch diese Kunst lebendig erinnern an vergangene Zeiten und historische Aspekte. Diese wird zwar eine Weile noch weiter überliefert und vor allem von den Älteren weiter erzählt, aber irgendwann werden auch sie in Vergessenheit geraten, wie z.B. Gerüche einer Backstube oder der Faltenwurf eines bestimmten, nach historischer Mode geschneiderten, Kleides. Tote Überreste wie Mauern, Steine u.ä. überdauern zwar oft Jahrhunderte und damit wesentlich länger, aber sie haben kein lebendiges Gesicht mehr. Nur alte Bäume könnten manchmal als lebendige Zeitzeugen von dem berichten, was ein Mensch einst mit ihnen erlebt hat. An dieser Stelle setzen die Kunstwerke von Bonifatius Stirnberg an. Seine Figuren mit lebendigen Gesichtern und zeitgenössischer Kleidung sollen auch die künstlerisch ungeübten Besucher ansprechen, z.B. Kinder, die die Welt gerne mit unvoreingenommenen Augen betrachten, befühlen und ausprobieren. Befinden sich öffentliche Kunstwerke an Orten mit viel Platz drumherum, suchen die Menschen diese Orte oft gezielt auf, weil sie sich gerade genau dieses Kunstwerk anschauen wollen. Stirnbergs kunstvolle Brunnen hingegen trifft man oft an eher unübersichtlichen Orten, an Kreuzungen, engen Gassen oder auch mal auf dem Gelände von Kindergärten und Schulen an. So begegnet man ihnen zwangsläufig immer wieder im Alltag und diese kreuzen scheinbar spontan die alltäglichen Wege der Menschen. Diese Brunnen haben stets einen besonderen Bezug zu dem Ort und/oder der Stadt, wo sie zu finden sind. Die Figuren haben bewegliche Glieder, sodass der Besucher sie immer wieder in andere Posen und Beziehungen zueinander bringen kann. Eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, nicht nur für Kinder, obwohl diese gerade auch durch die verschiedenen Wasserstraßen immer wieder angezogen werden. Damit sie nach ihrer spielerischen Erkundungstour nicht vollkommen nass ausgezogen werden müssen, sind die Wasserströme von Stirnbergs Brunnen so konzipiert, dass der muntere Wasserspieler bei zu wildem Spiel durchaus merkt, dass Wasser nass ist und nass macht, und ein wenig zurückrudern kann, bzw. aus dem Gefahrenbereich vorzeitig flüchten kann. Durch diese unvoreingenommen, spielerischen Beschäftigen mit historischen Figuren, ihren Geschichten und Geschicken können junge Menschen oft mehr und leichter lernen als im Geschichtsunterricht. Genau das kann/soll Kunst im allgemeinen, aber auch im Besonderen, die Kunst von Bonifatius Stirnberg leisten. So ist der Krefelder Puppenbrunnen auch mitten am Südwall 30-32, 47798 Krefeld auf den täglichen Fußwegen der Krefelder zu finden. Führt er in den kalten Jahreszeiten auch kein Wasser mehr, so ziehen die glitzernden Wassertropfen bei schönerem Wetter auch die hektisch dahin eilender Besucher schnell in ihren Bann. Immer wieder bleibt jemand stehen und schaut. Fühlt vorsichtig, dann etwas beherzter, was man wohl wie bewegen kann. Meist bleibt es nicht bei dem einen Zuschauer. Es gesellen sich mehrere hinzu, sodass es manchmal nicht einfach war, Fotos nur vom Brunnen zu machen. "Mode durch die Jahrhunderte" ist der Titel des Krefelder Puppenbrunnens. Ein Thema, mit dem die Bewohner der Samt und Seidenstadt etwas anfangen konnten, als dieser im Jahr1975 errichtet wurde. Dies war das Anliegen des Künstlers und wohl auch der stiftenden Firma Derichs & Konertz, dass sich nicht nur die Bewohner sich mit seiner Kunst in ihrer Stadt identifizieren können, sondern auch Besucher etwas Interessantes mit nach Hause nehmen können. Dieser Brunnen ist eines der früheren Werke von Bonifatius Stirnberg und 2024 schon fast 50 Jahre alt. Ein wenig Federn hat er in dieser Zeit schon gelassen. Kurz nach der Errichtung wurde eine Figur gestohlen und erst fast 20 Jahre später wurde diese während einer Polizeiaktion zufällig wieder gefunden. Leider findet sich immer ein Depp, der meint, sich mittels Farben Kleckserei auf dem Kunstwerk verewigen zu müssen. Mittlerweile nagt der Zahn der Zeit auch an diesem Kunstwerk und feines Moos macht sich hier und da breit. Auch sind die hölzernen Teile nicht auf ewig gefeit gegen Wind und Wetter. Aber auch wenn Krefeld aus meiner Sicht bedauerlicherweise längst nicht mehr als eine Stadt von Samt und Seide angesehen werden kann, steht dieser Brunnen noch immer an seinem Platz und demonstriert mit seinem wertvollem, im Grunde doch widerstandsfähigen Material, ein Stück Unvergänglichkeit, ja schon Geschichte. Geschichte für die ehemalige Samt- und Seidenstadt am Nieder-Rhein und auch ein Stück künstlerische Geschichte aus dem Leben des Ausnahme- Künstlers und Handwerkers Bonifatius Stirnberg. Persönlich würde ich mich über eine Renovierung des Brunnens sehr freuen, auch weil er für mich ein Stück Geschichte ist, aber auch durch das verwendete wertvolle und widerstandsfähige Material Bronze für Beständigkeit und Bestand steht. -Samara Blue/Kerstin Ellinghoven. Krefeld im März 2024
Quellen:
Galerie-am-elisengarten.de:Bonifatius Stirnberg - Galerie Petzold - deutsch (galerie-am-elisengarten.de)
Plastiken für die Stadt von Bonifatius Stirnberg
Emile Paes (ehemaliger Schüler)
Krefeld im November 2023/im Mai2024
3. Wildpferdefang 2019 - Dülmen/Merfelder Bruch
Von der besonderen Ehre, ein Fänger zu sein
Auf der Suche nach 2-3 Tierbildern für ein anderes Projekt bin ich auf meinen Ordner mit knapp 900 Bildern gestolpert, die 2019 bei einem Besuch des Wildpferdefanges in Dülmen mit meiner Schwester entstanden sind. Da eine Auswahl aus so vielen Bildern naturgemäß nicht einfach ist und für mich als Pferdemädchen von Kindesbeinen an die Wildpferde in Dülmen eine besonders magische Angelegenheit sind, bekommen diese wunderschönen, wilden Pferde einen eigenen Abschnitt in meiner Sammlung der magischen Orte.
Viel Spaß bei Impressionen eines durchaus wilden Rodeos um die Ecke im heimischen Westfalen. Informationen rund um die kleinen Pferde finden sich bei den Bildern und hier: (...)
Steckbrief
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Größe: ca. 125 – 135 cm Stockmaß
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Herkunft: Westfalen/Deutschland
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Farbe: Überwiegend Grau- und Braunfalben, auch Schwarzbraune
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Charakteristik: Ursprüngliches Pony, genügsam, gelassen, robust
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Eignung: Reit- und Kutschpony
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Verwendung: Kinderreit- und Kutschpony
Damit die Texte nicht zu lang werden, habe ich weitere Informationen den einzelnen Bildern zugefügt.
Weitere Informationen Wildpferde Dülmen
Alljährlich findet auf der Wildpferdebahn in Dülmen ein spektakulärer Wildpferdefang statt. Etwas westlich von Dülmen/NRW gelegen, leben schon seit gefühlt ewigen Zeiten wilde Pferde in einer Herde von ca. 400 in freier Wildbahn ohne Pflege oder Eingreifen durch die Menschen, bis eben auf diesen einen Tag. Den Tag des Fangs. Das Gebiet, in dem sie leben, heißt Mehrfelder Bruch und wurde schön 1316 in einer Urkunde erwähnt. Damals umfasste der Lebensraum eine Fläche von mehreren tausend Hektar, die durch Kultivierung und Aneignung immer weiter verkleinert wurde, sodass ihnen heute mit dem Mehrfelder Bruch nur noch ca. 400 ha zur Verfügung stehen. Die Familie Herzog von Croy schaffte somit ein Reservat, das mit ca. 400 Wildpferden, das einzige noch auf dem europäischen Kontinent verbliebene ist. Auch wenn sich das im Vergleich zu früheren Zeiten wenig anhört, ist das weit mehr Platz, als dem durchschnittlichen heutigen Pferd zur Verfügung steht. Lebensraum Das aus Moor, Heideflächen, Nadel- und Eichenwäldern bestehende Gebiet biete den Tieren das ganz Jahr über abwechslungsreiche Nahrung, sodass nur im Winter an einigen Stellen mit Heu zugefüttert wird. Ansonsten bleiben die Wildpferde sich selbst überlassen. Sie können sich auf ihre Instinkte verlassen, sich angemessen ernähren und mit allen Witterungsverhältnissen zurechtkommen. Schutz vor extremen Witterungsverhältnissen finden sie in den Waldgebieten. Durch diese Lebensform setzen sich nur die am besten angepassten Tiere durch und können ihre Veranlagungen/Gene an ihre Nachkommen weiter reichen. So konnten durch natürliche Auslese die kleinen Dülmener Wildpferde als eine gesunde und widerstandsfähige Rasse überleben. Naturschutzgebiet Wildpferdebahn im Merfelder Bruch Das Naturschutzgebiet Merfelder Bruch dient zur Hauptsache der Erhaltung der Natur und der dort lebenden Herde. Es wird alles Notwendige getan, um den Erhalt der Herde auch langfristig zu sichern. Es gilt, den Lebensraum auf lange Sicht in der bestehenden Form zu erhalten, da sich bei Änderungen des Biotops ansonsten durch die natürliche Auslese auch der Pferdetypus ändern würde. Immer wieder wird die Frage gestellt, warum man bei den Dülmener Wildpferden auf Arterhaltung und nicht auf Zucht setzt. Zum erfolgreichen Züchten gehören zwei nicht voneinander trennbare Kriterien. Menschen (können) nur nach mess- und/oder sichtbaren Eigenschaften züchten. Dazu können u.a. Springvermögen, Schnelligkeit, Stehvermögen u.v.m. gehören. Das zweite Ziel ist das Verankern dieser Eigenschaften im Genpool der Tiere, sodass diese Eigenschaften möglichst zuverlässig und abrufbar an die Nachkommen weiter gegeben werden können. Hierbei können Eigenschaften, wie eine robuste Gesundheit und natürliches Instinktverhalten, langsam aus den Erbanlagen zurückgedrängt werden. Auf diese Weise ginge besonderes und wertvolles ursprüngliches Erbgut unwiederbringlich verloren. Hier wird die Wichtigkeit der Erhaltung der ursprünglichen Rassen in ihren natürlichen Lebensräumen deutlich, dass diese einer andauernden natürlichen Selektion unterworfen werden. Diese ursprünglichen Rassen nennt man „Primitivrassen“, was keinen negativen Aspekt beinhaltet, sondern auf die natürliche Wertigkeit dieser Spezies abzielt. Da es nur sehr wenige Herden wie diese gibt, die fast vollständig ohne Menschennähe leben, haben hier auch Verhaltensforscher ein großes Betätigungsfeld. Aussehen und Erscheinungsbild der Pferderasse Die meisten der Wildpferde sind aktuell Braune oder braune. Sie weisen einen Aalstrich auf, der über ihren Rücken läuft und als Indiz für die Ursprünglichkeit der Rasse gilt. Auch die bei einigen Tieren aufkommende Zebrazeichnung an den Beinen weist auf ihren wilden Ursprung hin. Anfang des 20. Jahrhunderts sahen die Wildpferde noch sehr unterschiedlich aus. Es konnten sowohl alle Farben vorkommen als auch weiße Abzeichen. Aufgrund der geringen Anzahl an Individuen bestand die Gefahr der Inzucht und um die Herde mit frischem Blut möglichst gesund zu vergrößern, wurde mit verschiedenen Ponyrassen weitergezüchtet. Mit der Einkreuzung von Welsh-Ponys, mongolischen Ponys und polnischen Koniks konnte so der Genpool erweitert werden. Noch bis 1960 wurde hier keine Farbauswahl getroffen. Erst ab 1984 wurde darauf geachtet, nur graufarbene Hengste einzukreuzen, was dazu führte, dass die meisten Pferde heute Graufalben sind. Theoretisch können bis heute außer Schimmeln alle Farben vorkommen, wobei der reine Fuchs sehr selten ist. Die Tiere sind von rechteckiger Körperform, haben einen wenig ausgeprägten Widerrist und schräge Schultern. Ihr Hals ist mittellang und etwas gebogen. Der mittelgroße Kopf weist eine breite Stirn und kleine Ohren auf und hat einen geraden oder leicht konkaven Nasenrücken. Eine kräftige Hinterhand mit kleinen, harten Hufen mögen ebenfalls Ergebnisse ihrer nahezu wilden Lebensform sein. Im Gegensatz zu den Norweger Pferden haben die Dülmener Wildpferde eine hängende Mähne, die ebenso wie ihr Schweif sehr üppig ist. Die Tiere werden als sehr robust, intelligent und lernfähig beschrieben. Darüber hinaus verfügen sie über einen ausgeglichenen Charakter und ein vorwiegend gutmütiges Wesen, wenn sie einen passenden Umgang mit den Menschen haben, was sie für den Umgang mit Kindern so wertvoll macht. In der Haltung und Fütterung sind sie eher anspruchslos. Sie können bei artgerechter Haltung mit 30-40 ein hohes Alter erreichen. Aus diesen Gründen stehen eher wenige Tiere dieser ursprünglichen Pferderasse zur Verfügung. Der Verkauf geht größtenteils online, durchaus auch weltweit vonstatten. Je nach Alter, Abstammung und Ausbildungsstand können diese Tiere durchaus 2.500 – 3.000 € kosten. Eine andere Art des Erwerbs sind die jährlichen Auktionen beim Wildpferdefang in Dülmen, wo die einjährigen Hengste nach dem Herausfangen aus der Herde versteigert werden. Hierzu sind einige Informationen bei den Bildern zu finden. Wildpferdefang Um Rivalitäten und den jungen Hengsten zu vermeiden, werden diese jährlich aus der Herde heraus gefangen. Seit 1907 findet dieser publikumswirksame Event jeden letzten Samstag im Mai statt. Ausnahme waren die Jahre, in denen durch die Corona-Pandemie gesellschaftliches Lebens praktisch lahmgelegt wurde. Diese Jährlinge werden zum Ende der Veranstaltung versteigert. Da diese robusten kleinen Pferde schnell ihre Scheu vor den Menschen verlieren und auch sonst als klug, gutmütig und genügsam bekannt sind, finden sie schnell neue Besitzer. Durch ihren gelassenen Charakter werden sie gern als Reitpferde für Kinder und als Kutschpferde verwendet. Notwendigkeit des Herausfangens der Jährlingshengste Da geschlechtsreif werdende junge Hengste versuchen, sich mit ihren Rivalen zu messen und mit den eroberten Stuten eigene Herden zu gründen, die letztlich auch eigenen Lebensraum beanspruchen, der trotz seiner Größe im Merfelder Bruch nicht gegeben ist, muss hier der Mensch regelnd eingreifen. Raubtiere wie Wölfe und Bären gibt es in unseren domestizierten Breiten nicht mehr und können so auch nicht auf natürliche Weise regelnd in die Bestände eingreifen. Mit ihrer Herde werden sie in die Arena getrieben und dort ohne Hilfsmittel von Hand separiert, um den ersten Kontakt zu Menschen so schonend wie möglich zu halten. Zwar büßen sie durch den Verkauf ihre Freiheit des Merfelder Bruchs ein, jedoch gewöhnen sie sich bei artgerechter Haltung sehr schnell an ihr neues Zuhause und ihre neuen Mitbewohner. -Samara Blue/Kerstin Ellinghoven Krefeld im April 2024 Quellen: Wildpferde im Merfelder Bruch/Herzog von Croy´sche Verwaltung www.ehoreses.de
Anmerkung:
2019, also vor knapp 5 Jahren waren meine Kamera und ich mit den Lichtverhältnissen und den schnellen Bewegungen oft überfordert. Da mir dieser Tag und seine Bilder jedoch sehr am Herzen liegen, habe ich diese, so gut es ging, nachbearbeitet. Leider war die Qualität nicht immer zu retten.
Krefeld im April 2024
Quellen/Recources: Ein Herz für Tiefe - Dülmener Wildpferde: Dülmener Wildpferd | Alle Infos im Rasseporträt (herz-fuer-tiere.de) Zeitschrift Welt : "Die Herde bedeutet alles" - 25.05.2022 von Andreas Fasel www.hallo24.de Wildpferdefang in Dülmen: Alle Infos für Besucher (hallo24.de) www.die.glocke.de: Wildpferdespektakel: 34 Junghengste gefangen | Die Glocke (die-glocke.de) www.dzonline.de: Wildpferde und Fänger unter sich (dzonline.de) Meine eigenen Eindrücke vor Ort/My own impressions on site
"Der Historiker ist ein Reporter, der überall dort nicht dabei war, wo etwas passiert ist."
Ich bin zwar kein Historiker, aber die Geschichte eines Ortes mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu erforschen und zu dokumentieren, macht mir nicht nur sehr viel Spaß, sondern erweitert meinen Horizont auch ungemein.
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